Ansprechangst – Wie gesellschaftliche Normen unsere Beziehungen sabotieren

Ich denke, über Ansprechangst kann man nicht genug sprechen. Warum? Weil ich einfach vermute, oder auch aus meiner eigenen Erfahrung weiß, dass es das Größte ist, was dich davon abhält, deine Ziele zu erreichen. Egal, ob es jetzt darum geht, viele Frauen in deinem Leben zu haben oder nur die Traumfrau zu finden. Jede neue Perspektive, die ich dazu finde, möchte ich mit euch teilen, weil sie vielleicht dem einen oder anderen hilft.
Die Perspektive, die ich heute habe, ist schon sehr alt, sie ist mindestens 100 Jahre alt. Für mich war es ein Wow-Effekt, als ich dachte, das stimmt. Vor gut 100 Jahren hat jemand, Karl Jung heißt er, darüber gesprochen, dass wir alle, auch andere haben darüber gesprochen, nicht nur er. Aber von ihm habe ich mir verschiedene Informationen durchgelesen, und er hat gesagt, unsere Gesellschaft funktioniert nur, weil wir bestimmte Dinge von uns zurückhalten.
Das funktioniert natürlich auf der einen Seite mit Gesetzen. Du hast Angst vor Strafe und deshalb machst du manche Dinge nicht, die in einer Gesellschaft nicht funktionieren. Die Gesellschaft, wie wir sie heute haben und wie sie auch schon vor 100 Jahren war, funktioniert nur, wenn wir Dinge wie Eigentum respektieren, die körperliche Unversehrtheit, jemanden nicht angreifen und so weiter. In der Dichte, in der wir heutzutage zusammenleben, müssen es solche festen Regeln geben. Wenn nur fünf oder zehn Leute zusammenleben, kann man vielleicht im Einzelfall entscheiden, war das jetzt gut oder schlecht, was du gemacht hast. Da kennt man sich auch persönlich und macht vielleicht manche Dinge gar nicht, weil man jemandem, mit dem man befreundet ist, nichts wegnimmt. Selbst wenn du kein Gefühl von Respekt gegenüber einer Person hast, halten dich die Gesetze trotzdem zurück, manche Dinge zu tun.
So weit, so gut. Es ist völlig klar, dass das in der Gesellschaft so sein muss. Aber es gibt Verhaltensweisen, die nicht in Gesetzen festgehalten sind, und die machen wir trotzdem nicht, wie zum Beispiel das Ansprechen von Frauen. Warum machen wir das nicht? Es ist klar, wenn jeder ständig Frauen ansprechen würde, würde unsere Gesellschaft wahrscheinlich ganz anders funktionieren. Ich frage mich, ob es überhaupt zu viele Beziehungen geben würde, weil ein Teil der Beziehungen sicher entstanden sind, weil beide denken, sie bekommen nichts Besseres, sie haben auch Angst, allein zu sein und so weiter. Wenn du jeden Tag ausgehen und Frauen ansprechen würdest, dann würdest du dir denken, die nervt mich jetzt total, ich suche mir einfach eine neue.
Es würde definitiv weniger Beziehungen geben, aber solide Beziehungen sorgen dafür, dass unsere Gesellschaft gut funktioniert. Du baust eventuell etwas auf, hast Kinder, die wieder ins System einzahlen und so weiter. Es gibt viele Vorteile für die Gesellschaft, die nicht zwangsläufig Vorteile für dich sind.
Es gibt viele Dinge, die wir nicht machen, weil uns die Gesellschaft so anerzogen hat. Für die Gesellschaft ist es besser, wenn du nicht draußen rumrennst und Frauen ansprichst. Und jetzt kommt es noch schlimmer: Viele rechtfertigen auch, dass das so besser ist. Das heißt, sie sind so in diesem System drin, das ihnen gesagt hat, bewusst oder unbewusst, seit ihrer Kindheit, dass man nicht mit Fremden sprechen soll. Sie reden sich auch ein, dass es komisch ist, die Person in ihrem Alltag zu stören.
Das Interessante dabei ist: Ist das wirklich deine Meinung? Oder hast du das in 20, 30, 40 Jahren einfach so eingetrichtert bekommen von deinen Eltern, von der Gesellschaft an sich, an jedem Ort, wo du übernachtet hast – wie oft heißt es als Kind, mach das nicht? Dadurch sind wir wahrscheinlich stark dazu geworden, dass wir jede Entscheidung, die wir treffen, aufgrund dieser Basis unterbewusst mit uns durchdiskutieren.
Sollte ich das jetzt machen? Sollte ich das nicht machen? Wir sagen nicht nur, hey, es wäre cool, diese Frau kennenzulernen, weil ich Lust darauf habe, sie kennenzulernen, sondern es laufen viele andere Prozesse in unserem Kopf ab. Das ist ein psychologisches Phänomen, warum man sich das dann rechtfertigt, weil wir sonst verrückt werden würden, wenn wir unser eigenes Verhalten nicht rechtfertigen könnten. Daher gibt es dann: Nee, die spreche ich nicht an, weil die zu schnell läuft, oder die hat bestimmt zu tun, oder die schaut böse, oder was auch immer.
Wir reden uns unser Verhalten schön und rechtfertigen es. Ich habe mir gedacht, wow, wenn ich darüber nachdenke, ist das sicherlich der Grund. Ich persönlich möchte die Frau ansprechen, da bin ich mir sicher. Aber diese Erziehung durch die Gesellschaft blockt mich, weil einem das immer so eingetrichtert wurde. Der Augenblick, in dem ich das verstanden habe, hat mich ein Stück weit befreit. Ich sage mir jetzt, okay, ich habe dieses Gefühl, sie schaut vielleicht beschäftigt aus, und ich habe immer auch das Gefühl, ich sollte das nicht machen, weil das macht man nicht.
Aber das sind nicht Gefühle, die aus meinen Wünschen entstanden sind, sondern das hat mir die Gesellschaft so eingetrichtert, und es ist totaler Quatsch. Ich mache das jetzt einfach. Ich hoffe, das hilft dem einen oder anderen von euch, rauszugehen, mehr Frauen anzusprechen und euch nicht von der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, was ihr tun und was ihr nicht tun solltet.